Demobericht: Demonstration für eine dritte Option beim Geschlechtseintrag am 2. September 2016 in Karlsruhe

Am Freitag (2.9.) versammelten sich ca. 100 Menschen am Bundesgerichtshof in Karlsruhe. Wir als Gruppe für eine dritte Option beim Geschlechtseintrag hatten zur Demonstration vom Bundesgerichtshof (BGH) zum Bundesverfassungsgericht aufgerufen.

Die Demo forderte eine dritte Option beim Geschlechtseintrag neben “männlich” und “weiblich” und richtete sich gegen den Beschluss des Bundesgerichtshofs, der Vanjas Antrag auf den Geschlechtseintrag “inter*/divers” abgelehnt hatte. Gemeinsam trugen wir unsere Forderungen auf die Straße und die Verfassungsbeschwerde gegen die Entscheidung des Bundesgerichtshofs zum Bundesverfassungsgericht. Die Stimmung war optimistisch, und passend zum sonnigen Wetter wurde selbstgemachte Limonade für die Demoteilnehmer*innen mitgebracht.

Zum Demoauftakt gab es neben Musik persönliche Statements von verschiedenen Menschen dazu warum ihnen ein weiterer Eintrag neben “Frau” oder “Mann” wichtig ist. Vom Nymphengarten zogen wir dann gemeinsam durch die Karlsruher Innenstadt, wo die Organisator*innen und die weiteren Demonstrant*innen über Lautsprecher, Schilder und Parolen ihre Anliegen und Forderungen formulierten.

Bei der Zwischenkundgebung hielt ein*e Aktivist*in aus der Gruppe “Dritte Option” eine Rede, die klar machte, dass “eine selbstbewusste Identität neben Frau oder Mann eben nicht das gleiche ist wie eine Leerstelle oder fehlende Angabe.” Denn unter anderem mit dem Verweis auf die von uns als Leerstelle kritisierte Möglichkeit im neuen § 22 Absatz 3 des Personenstandsgesetzes (PStG), den Geschlechtseintrag unter bestimmten Bedingungen offen zu lassen, war die Klage vom BGH abgelehnt worden.

Von der Zwischenkundgebung ging es weiter zum Bundesverfassungsgericht, wo eine weitere kämpferische Kritik an der Ignoranz gegenüber den Bedürfnissen und letztlich gegenüber der Existenz von Inter*- und Trans*menschen vorgetragen wurde.

Unter lautem Jubel wurde schließlich die Verfassungsbeschwerde gegen den Beschluss des BGH von drei Menschen aus dem Kreis der Kampagne für eine dritte Option beim Bundesverfassungsgericht abgegeben.

Zum Abschluss der Demo wurden weitere Statements von Inter* und Trans* zur Unterstützung des Anliegens vorgetragen. Alle Teilnehmer*innen konnten ans Mikrofon treten und die eigene Perspektive mitteilen. Dabei wurde noch einmal auf die medizinisch nicht notwendigen, traumatisierenden OPs an intergeschlechtlichen Kindern ohne deren Zustimmung hingewiesen und gefordert, dass diese endlich beendet werden müssen. Auch wurde Kritik daran geäußert, dass eine Kritik an der Pathologisierung von Trans*- und Inter*personen auch als ableistische Distanzierung von Krankheit wahrgenommen wird und einbezogen werden müsse, dass nicht nur Cispersonen krank sein können.

Insgesamt sind wir als Orga-Gruppe mit der Demo sehr zufrieden und möchten uns noch einmal sehr für die Unterstützung vor Ort in Karlsruhe bedanken. Gerade die Unterstützung vor Ort – aber auch von zahlreichen anderen Personen – war eine große Erleichterung für uns, dass alles hinzubekommen und diesen tollen Tag mit euch allen genießen zu können. Jetzt heißt es erstmal abwarten – bis zur Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Wir halten euch auf dem Laufenden!Karlsruhe_2Karlsruhe_3_verpixelt.pngKarlsruhe_4Karlsruhe_5Karlsruhe_6

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