Statements zum Gesetzgebungsverfahren

Ich bin Inter und Trans
Meine persönliche dritte Option
Bitte auch in Österreich
Hermaphrodit als positive Benennung
Geschlechtsbezeichnungen streichen
Geschlechtseinträge unterlassen
Anerkennung jenseits der binären Norm
Unbevormundenden Zugang zu medizinischer Versorgung gewährleisten
Eintrag nicht an körperliche Eigenschaften knüpfen
Weitere Regelungen müssen mit angeglichen werden
Mehr Rechte für Non-binäre Menschen
Wozu brauchen Behörden überhaupt Angaben über mein Geschlecht?!
Abschied vom Gender-Paternalismus durch Staat und Medizin?

 

Abschied vom Gender-Paternalismus durch Staat und Medizin?

Ich fühle mich seit mehr als 30 Jahren als Mensch. Und dabei im Wesentlichen als geschlechtslos, wenn ich bis dato auch von Mitmenschen unzweifelhaft als männlich wahrgenommen werde – dem Geschlecht nämlich, welches mir bei der Geburt zugeordnet wurde. Als Begriffe für mein Selbstverständnis verwende ich heute „nichtbinär“ und „agender“. Zu der Zeit, als ich das erste Mal versucht habe, mir selbst über meine Geschlechtsidentität klar zu werden und mich zu informieren – das World Wide Web war gerade dabei, den Kinderschuhen zu entwachsen –, gab es all diese Begriffe noch nicht.
Die derzeit diskutierten Gesetzesänderungen sollten meines Erachtens den Wortlaut des Beschlusses des Bundesverfassungsgerichts aufgreifen, nämlich: „Personen, deren Geschlechtsentwicklung gegenüber einer weiblichen oder männlichen Geschlechtsentwicklung Varianten aufweist und die sich selbst dauerhaft weder dem männlichen noch dem weiblichen Geschlecht zuordnen“ und die Öffnung für alle Menschen, die sich hier angesprochen fühlen, ermöglichen. Es muss dem Erleben jedes einzelnen Menschen vorbehalten bleiben, welcher Eintrag hier gewünscht wird (wenn überhaupt noch einer nötig sein muss). Das eigene Geschlechtsidentitätserleben muss das alleinige Kriterium sein, nicht etwa das Geschlechtsrollenverhalten. Diese persönliche Entscheidung darf auch nicht durch Ärztx, Gutachtx oder Psychologx und deren „Diagnosen“ bestimmt oder eingeschränkt werden.
Eine Beschränkung der Kriterien auf „Geschlechtschromosomen, das Genitale oder die Gonaden“, mithin auf Menschen, die „intergeschlechtlich“ bezeichnet werden (nicht notwendigerweise sich selbst so bezeichnen!), trägt meiner Meinung nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts nicht Rechnung. Weitere Verfassungsbeschwerden nach Artikel 3 Absatz 3 Satz 1 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland („Niemand darf wegen seines Geschlechtes […] benachteiligt oder bevorzugt werden“) sind in diesem Fall zu erwarten (ich stehe bereit).

Ich bin im Prinzip auch für die weitgehendste Lösung, die in der Abschaffung des Geschlechts im Personenstandsgesetz besteht, und die Entwicklung einer genderneutralen deutschen Sprache. Mir ist aber bewusst, dass der Großteil der Nutzx der deutschen Sprache bzw. die den deutschen Gesetzen unterworfenen Menschen nicht von heute auf morgen ihre sprachlichen Gewohnheiten umstellen wollen und können und dem mit erheblichem Widerstand begegnen würden.

Mein persönlicher Vorschlag wäre daher, zunächst als dritte Option für einen möglichen Geschlechtseintrag „inter/divers“ einzuführen (eventuell flankiert von einer weiteren, individuell zu wählenden Bezeichnung) und im Namensrecht das Paradigma der Bigenusnormativität aufzuheben. Der Zwang, den/die Vornamen passend zum zugeordneten binären „Geschlecht“ zu wählen, muss entfallen. Eine Kombination mehrerer Vornamen, die bisher den beiden klassischen Geschlechtern „weiblich“ und „männlich“ zugeordnet werden, und die Wahl ambivalenter Vornamen muss möglich gemacht werden. Damit würde allen Fällen, einschließlich intergeschlechtlichen Menschen, Rechnung getragen werden. Parallel dazu müsste als konsequente Weiterentwicklung des „Gender Mainstreaming“ ein „Gender Neutralizing“ der deutschen Sprache angestrebt werden, also das Erarbeiten von Begriffen und Regeln für eine genderneutrale Sprache. Mit Genderstern, Gendergap und den verkürzten x-Endungen gibt es hierzu ja schon mehrere Vorschläge.

Ich werde, sobald die entsprechenden rechtlichen Voraussetzungen geschaffen sind, selbst einen entsprechenden Geschlechtseintrag veranlassen. So könnte ich nach Jahrzehnten der auch rechtlichen Undefiniertheit meiner eigenen Geschlechtsidentität hoffentlich meinen Selbstfindungsprozess abschließen. Ich werde meinen männlichen Vornamen um einen weiblichen ergänzen, nicht zuletzt, damit andere schon an meinem vollen Namen sehen, dass eine Ansprache mit „Frau“ oder „Herr“ unangebracht ist. Und ich würde mich ebenfalls freuen, wenn meine Muttersprache es in Zukunft allen Menschen ermöglichen würde, mich in allen sprachlichen Situationen richtig ansprechen zu können.


 

Wozu brauchen Behörden überhaupt Angaben über mein Geschlecht?!

Biologisch gesehen und auch in meinem Ausweis bin ich weiblich. Manchmal fühle ich mich auch so, manchmal aber auch nicht. Meistens fühlt es sich für mich am besten an gar kein Geschlecht zu haben, keine Bezeichnung, einfach nur ich, ein Mensch. Auch wenn ich mich nicht als Inter oder Trans bezeichnen würde überfordert mich das ankreuzen regelmäßig. Meistens hebe ich mir diese Frage bis zum Schluss auf schließe die Augen Kreuze schnell weiblich an, weil es ja auf meinem Ausweis steht und gebe ab.

Oft frage ich mich deshalb, wozu diese Geschlechterangabe überhaupt notwendig ist? Im Grundgesetz steht ja nun mal, dass man unabhängig vom Geschlecht gleich behandelt werden soll, somit erlischt für mich die Bedeutung bei Behörden und co.

Schwierig finde ich es auch immer wieder, wenn engstirnige binäre Menschen über die Notwendigkeit des ganzen diskutieren. Unisex Toiletten ein zu führen ist doch nur Geldverschwendung! Es geht doch nur um ein kleines Kreuz das interessiert doch keinen! – NOPE
Aus diesem Grund finde ich die Beurteilung von dritten auch sehr kritisch. Viele Menschen die sich noch keine Gedanken über ihr Geschlecht machen mussten, können die Bedeutung nur schwer nachvollziehen.

Ich hoffe jedenfalls weiterhin, dass Diskussionen darüber auch das Verständnis und die Akzeptanz zunimmt. Eine weitere dritte Option ist auf jeden Fall ein guter erster Schritt!


 

Mehr Rechte für Non-binäre Menschen

Ich bin vom Geschlecht her genderfluid. Das bedeutet ich bin im Non-binären Kontext wiederzufinden. Außerdem bin ich noch asexuell und panromantisch veranlagt. Also ich kann oder will mit keiner Person sexuell verbunden sein. Aber romantische Beziehungen, mit egal welchem Geschlecht sind für mich auf jeden Fall in Ordnung. Des Weiteren fühle ich mich als Guydyke. Vereinfacht gesagt sind Guydykes lesbische Männer.

Zusammenfassend sehe ich mich die meiste Zeit über als Frau in einem Männerkörper. Ich bin nicht transsexuell. Weil ich mir niemals ein weibliches Aussehen, durch Hormone oder Operationen, zulegen würde.

Im Folgenden werde ich meine Punkte vorstellen, die ich gerne im Gesetzesentwurf des dritten Geschlechts wieder finden würde.

  • In Formularen und Ausweisen sollen Geschlechter generell in Deutschland abschafft werden oder zumindest ein Drittes Geschlecht eingeführt werden. Auch im Geburtenregister.
  • Es sollte die generelle Psychiater- und Psychologen-Pflicht bei Geschlechts-, Namensänderungen und Gutachten abgeschafft werden.
  • Das Transsexuellengesetz TSG sollte abgeschafft werden. Einerseits weil es nicht mehr zeitgemäß ist, da Non-binäre Menschen im TSG nicht berücksichtigt werden, aber bei Namens- und Geschlechtsstandsänderungen nach dem TSG behandelt werden. Andererseits weil die Gerichtsverfahren oft eine psychische Belastung für die Betroffenen sind. Des Weiteren sind die geforderten Gutachten durch die Anzahl und die Dauer genauso eine psychische Belastung.
  • Die bürokratischen Kosten für Änderungen des Namens und Geschlechtes sollten verringert werden und für alle gleich sein. Es sollte dann auch nicht durch Beschlüsse verändert werden können.

Aber die Punkte sollten nicht nur für Non-binäre Menschen gelten, sondern auch für Trans*- und Interpersonen. Einfach für alle Personen die von dem binären Geschlechterdenken der Gesellschaft abweichen.


 

Weitere Regelungen müssen mit angeglichen werden

Ich habe eine „Disorder of Sex Development“. Medizinisch bin ich damit intersexuell. Und es gibt dazu auch eine lange medizinische Geschichte. Aber ich bezeichne mich selber zur Zeit lieber nicht und wenn doch, dann nur mit Bauchschmerzen so, da die meisten Menschen darunter uneindeutige Genitalien verstehen und ich inter Menschen, die Genitalverstümmelungen erlitten haben, nichts verwässern und streitig machen möchte.

Ich bin cis, aber nicht im Sinne von „Ich bin eine Frau“. Sondern anders, nichtbinär. Ich bin noch auf der Suche und am passendsten als Geschlecht für mich fühlt sich „Mama“ (oder erstmal nichts, jedenfalls ganz klar nicht „Frau“ oder „weiblich“) an. Wobei ich mich immer unwohl fühle, wenn ich mich (und meine sich noch nicht selbstverortenden Kinder) positionieren soll. Auf Formularen und noch mehr in der Realität. Besonders schmerzhaft sind Schulen. Und Formulare, die ich für staatliche Leistungen wie Elterngeld und Eingliederungshilfe ausfüllen muss. Ich mag Einzelkabinen-Unisex-Toiletten und -Umkleidekabinen.

Für mich bringt eine Dritte Option alleine nichts und ich würde sie aus Angst vor Stigmatisierung und Nachteilen (besonders in meiner Elternschaft) auch vorerst nicht nutzen, obwohl ich sie absolut befürworte. Die übrigen Regelungen (Krankenkasse, Elternschaft, Schule, Jugendamt, Ehe, Toiletten, Umkleidekabinen, stationäre Einrichtungen…) müssen mit angeglichen werden.

Ich unterstütze Eure Forderungen vollumfänglich.


 

Eintrag nicht an körperliche Eigenschaften knüpfen

Ich will mich nicht einordnen. Ich will, dass mir die Frage nicht gestellt wird, ob ich männlich oder weiblich bin. Meine Antwort darauf ist: Mein Geschlecht ist weder männlich noch weiblich, es ist auch nicht dazwischen. Es hat wirklich nichts mit den beiden zu tun. Aber es ist da, ich bin mir ganz sicher, dass es da ist. Und ich hasse es, danach gefragt zu werden, weil ich die Möglichkeit haben will, darauf keine Antwort geben zu müssen. Trotzdem passiert es ständig. Mein Geschlecht ist nicht binär (es ist weder nur männlich noch nur weiblich), deshalb brauche ich einen dritten Geschlechtseintrag.

Ich bin dya. Das heißt, ich bin nicht inter. Ich kann mir da sogar sehr sicher sein, weil der Hormonspiegel und die Geschlechtsorgane genauestens untersucht wurden und eine Chromosomenanalyse gemacht wurde. Das Ergebnis war, dass alle meine körperlichen Eigenschaften in diesem System, in dem wir Körpern ein Geschlecht geben, “typisch weiblich” sind. “Weiblich” ist auch mein Geschlechtseintrag, aber ich bin damit schon nicht mehr zufrieden, seit ich 13 war.

Ich bezeichne mich auch als trans, denn für mich ist trans, wem bei der Geburt ein anderes Geschlecht zugewiesen wurde, als sie_er hat. Ich bin also nicht binär trans.

Die vielen Untersuchungen fanden statt, weil ich eine Hormontherapie mache. Mit der Zeit habe ich den Wunsch entwickelt, Testosteron zu nehmen. Mir ist das sehr wichtig. Es wäre ein wirklich schrecklich einschneidendes Erlebnis für mich gewesen, hätte ich dazu keinen Zugang gehabt, weil ich eben “nur” nicht binär trans bin. Noch bin ich ganz am Anfang der Hormontherapie und habe lediglich ein paar Pickel bekommen. Aber ich freue mich sehr auf die körperlichen Veränderungen, die bald einsetzen werden. Ich freue mich darauf, dass mich Menschen nicht einordnen können, oder darauf, auch mal männlich gelesen zu werden. Ich habe sehr viel über diesen Wunsch nachgedacht und bin froh, die Hormontherapie jederzeit abbrechen zu können.

Ich bin nicht binär trans, deshalb brauche Zugang zu Hormonen. Ich bin nicht binär trans, deshalb brauche ich einen dritten Geschlechtseintrag. Vielleicht werde ich Hormone nicht sehr lange nehmen, deshalb dürfen für diesen Eintrag körperliche Eigenschaften keinesfalls nötig sein.


 

Unbevormundenden Zugang zu medizinischer Versorgung gewährleisten

Meine Identität ist androgyn. Ich gehöre weder dem rein männlichen noch dem rein weiblichen Geschlecht an. Trotzdem durchlief ich ein Verfahren nach dem TSG und körperlich das zu werden, was ich bin.

Im Gerichtsverfahren fielen 3 von 4 Gutachten negativ aus, was bestätigt, dass Personen der Dritten Option in solchen Verfahren eigentlich nichts zu suchen haben. Die Begutachtungspraxis sollte ohnehin abgeschafft werden.
Ich erhielt meine Vornamensänderung und OPs zwecks GeschlechtsDEFINIERUNG. Der Begriff GeschlechtsANGLEICHUNG ist in meinem Fall nicht korrekt, da sie auf die binären Geschlechter abzielt.

Die von den Krankenkassen geforderte Zwangs-Psychotherapie habe ich als überflüssige Quälerei erlebt. Wer seiner Identität sicher ist, sollte dazu nicht gezwungen werden.

Meine Personenstandsänderung ist bis heute nicht erfolgt mangels passender Option.
Post mit falscher Anrede ist die Folge, da bestimmte Ämtern und Behörden sich strikt an das halten, was im Geburtenregister eingetragen ist.

Es sollte ermöglicht werden, dass nicht-binäre Personen ALLE gewünschten Hormone aus EINER Hand beziehen können, ohne sich an VERSCHIEDENE Haus- und/oder Fachärzte wenden zu müssen. Einige Ärzte rezeptieren stringent nur Hormone für EIN Geschlecht.
Die Existenz einer dritten Option muss Medizinern viel bewusster gemacht werden.

Ich werde an meinem Arbeitsplatz diskriminiert. Grosse Anteile meiner Weiblichkeit darf ich nicht nach aussen hin demonstrieren. Ich darf “nur” Mann sein. Die offizielle gesetzliche Manifestierung einer dritten Option könnte helfen solche gesellschaftlichen Verhärtungen aufzubrechen.

Ich fordere die Politik auf, bis zum Stichtag 31. Dez. 2018 ein Gesetz zu schaffen, dass allen geschlechtlich nicht-binären Personen unbürokratischen und unbevormundeten Zugang zu namens- und personenstandsrechtlichen sowie medizinischen Bedürfnissen ermöglicht.

Sollte der Gesetzgeber die vom BVG gesetzte Frist nicht einhalten, werde ich als Alternative und persönliche Konsequenz die Streichung meines bisherigen Geschlechtes aus der Geburtsurkunde beantragen.


 

Anerkennung jenseits der binären Norm

Für mich braucht es eine dritte Option, da ich mich als trans_nonbinary & transweiblich verorte. Zumal ich auch keinerlei operative Modifikationen (derzeit) anstrebe und cis-passing ablehne.

Ein binäres Pronomen als anrede ist für mich derzeit halbwegs okay (soweit es nicht das ist, das mich 100% misgendert) und eine Zwischenlösung – wird aber meinem wirklichen inneren Sein nicht gerecht.

Das wiederum wird mir mit den derzeitigen bürokratischen Wegen verbaut und ich bin insbesondere auf der Arbeit dann immer in der Zwangslage mich zu outen, da ich meine Anrede korrigieren muss. Danach kommen Ämter, Ärzte, Wohnungssuche etc.

Wenn ich es nicht tue, setze ich mich Gewalt durch misgendern aus. Migroagressionen (bzw. passiert eh).

Bei Ämtern bzw. Formular/Papier-Angelegenheiten habe ich auch keine Verfügungsgewalt mehr über meine eigene Identität. Diese wird mir gegen meinen Willen auferlegt.

Desweiteren schafft eine dritte Option auch für mehr Anerkennung und Bewusstsein, dass es Menschen gibt, die jenseits der binären Norm existieren (die dritte Option ist noch lange nicht das Ende sondern gewissermaßen auch ein Anfang. Ein stetig wiederkehrender Anfang). In meinem Fall von der Identität her. In anderen Fällen vom Körperlichen her. Wobei es auch mehrere Komponenten zusammen gibt.

Ich denke die Auswahlmöglichkeiten von Geschlecht in bürokratischen Angelegehenheiten (Dokumente / Briefe / Unterlagen / Ausweis/ etc.) und auch die vergeschlechtlichte Sprache ist der jetzigen gelebten Realitäten um einige Jahrzehnte hinterher.

Bei vielen Angelegenheiten ergibt die Angabe von Geschlecht keinen Nutzen und könnte auch einfach weggelassen werden bzw. als freiwillige zusätzliche Angabe gemacht werden. Wichtig ist es natürlich, dass sich Menschen dadurch nicht zwangsouten müssen. Es soll eine Option sein um individuelle Lebenssituationen zu verbessern und nicht zu verschlechtern.


 

Geschlechtseinträge unterlassen

Ich lebe als “ich” und möchte nur als “ich” gesehen werden.

Für die, die eine Gruppen-Schublade brauchen: Ich lebe als Mensch und möchte
als Mensch gesehen werden.

Auch wenn mir immer wieder ob meiner biologischen Äußerlichkeit eine “Männlichkeit” zugeschrieben wird, weiß ich weder was “männlich” jenseits einer biologischen Zuweisung seien soll, noch wie sich das anfühlen könnte, noch wie ich “männlich” leben sollte. Das gleiche gilt für “weiblich”.

Ich lebe (und fühle) kein Geschlecht und ich sehe auch nicht, wie jemand anders dies (außerhalb von Klischees) “ist”. Ich habe auch noch niemand getroffen, der mir (jenseits von Klischees) erklären konnte, wie sich “männlich” oder “weiblich” anfühlen soll… Und ich möchte auch nicht als Teil irgendeiner Geschlechterschublade gesehen werden, sondern als “ich”. Die Menschenwürde ist für mich das höchste Gut und für mich zeichnet sich ein Mensch durch seine Individualität aus; als eine Person, die ein Individuum ist und kein Zwangs-Gruppen-Geschöpf.

Ein Zwang zu einem geschlechtsbezogenen Vornamen ist ein Unding.

Für mich wäre daher die vorrangige Lösung Geschlechtseinträge und geschlechtsspezifische bzw. -unterscheidende Regelungen generell zu unterlassen. Eine solche Regelung wurde auch vom Verfassungsgericht ausdrücklich ermöglicht und würde viele Gesetze und Regelungen vereinfachen.

Ist dies aus irgendeinem triftigen Grund heraus nicht möglich, erscheint mir ein dritter Eintrag “divers” als ein gangbarer Kompromiss.


 

Geschlechtsbezeichnungen streichen

Es gibt viele Begriffe, die sich mit ein wenig Nachdenken geschlechtsneutral schreiben lassen. Etwa Teilnehmende.

Andere sind dagegen schwerer, etwa Soldat oder Polizistin.

Nicht als geschlechtsneutral gelten Begriffe, die ein Geschlecht enthalten. Dazu zählt auch der Gendergap, der auf dem Papier zwar nett aussehen mag, aber im Endeffekt Geschlechter enthält und zudem unklar von der Aussprache her ist.

Derzeit befinden sich in vielen Texten männliche und weibliche Formen, was dazu führt, dass z.B. Gesetzestexte erheblich aufgebläht und unleserlich werden. Hier führen geschlechtsneutrale Begriffe sogar dazu, dass nicht nur alle Geschlechter berücksichtigt werden, sondern auch dazu Papier einzusparen. So gehen sogar Umweltschutz und Gerechtigkeit Hand in Hand.

Aus Ausweisen und von Formularen müssen die Geschlechtsbezeichnungen gestrichen werden. Diese sind auch unnötig, das sie keinen Mehrwert liefern.

Gleichzeitig muss auch endlich Schluss mit geschlechtsspezifischen Kleidungsvorschriften sein und seien diese nur Teil einer Tradition.


 

Hermaphrodit als positive Benennung

Neben “divers” als allgemeinem Begriff sollte auch Hermaphrodit als positive Benennung meines konkreten Geschlechts möglich sein.

Da ich mit dem häufigsten intersexuellen Syndrom auf die Welt kam – das Adrenogenitale Syndrom (AGS) ist eine angeborene Störung der Hormonbildung der Nebennierenrinde – jedoch nicht von Ärzten behandelt wurde, bin ich kein sogenannter Intersexueller, sondern ein klassischer Hermaphrodit.

Intersexuell, diesen Begriff verwenden Ärzte bei Menschen, die sie an das weibliche oder männliche Geschlecht anpassen, durch Hormonbehandlungen oder gar mehrmalige Operationen, die nicht nur Verstümmelungen sind, oft sind es regelrechte Kastrationen. Die wenigen überlebenden Opfer dieser Behandlung, die mir glücklicherweise erspart blieb, fordern oft nur noch das Ende der verfassungswidrigen Operationen an Babys und Kleinkindern, die manche als Folter bezeichnen.

Als ich 1971 geboren wurde, gab es noch keine ausgefeilten Screenings, dadurch konnte ich dieser unmenschlichen Behandlung mit richtig viel Glück entgehen und sehe mich als perfekten Hermaphrodit, das ist nun mal der Name für einen Menschen mit beiden Geschlechtsmerkmalen. Nur niedere Pflanzen und Tiere wie Schnecken sind Zwitter, Menschen sind Hermaphroditen und ich bin nicht weniger Mensch als jeder andere, dadurch, dass ich statt einem, zwei Geschlechter miteinander vereinige.

Jahrelang versuchte ich, meinen falschen Geschlechtseintrag als Frau streichen zu lassen, vergebens.

Das Standesamt hatte angeblich Zweifel an meinem Geschlecht, trotz ärztl. Attest über die Intersexualität durch die Endokrinologie eines großen Krankenhauses, die zweifelsfrei durch verschieden Tests an den Nebennieren bewiesen wurde. Die Klage wurde einfach an das Gericht für Transsexuelle weitergeleitet, sogar ohne mich darüber zu informieren, die jedoch schickten es zurück mit einem gerichtlichen Beschluss, dass keine Transsexualität vorliegt, sondern Intersexualität.

Ungeachtet dessen blieb das Standesamt bei seiner absurden sowie äußerst fragwürdigen Auffassung, die wohl lediglich auf Unwissenheit und Vorurteilen basierte. Die anhängigen Gerichte glaubten scheinbar an die Transsexualitätstheorie, so dass ich ein Transsexuellen-Gutachten bei einem vom Gericht bestellten Psychiater machen sollte, der jährlich mind. 40/50 Transsexuellen-Gutachten erstellt, selbstverständlich auf eigene Kosten. Die Frage des Gerichts an den Gutachter, “geborener Mann oder transsexuell?”, so dass auch ganz sicher Transsexualität festgestellt wird. Der Erklärung konnte entnommen werden, dass man unterstellt, dass ich als Baby durch äußere Einflüsse transsexuell gemacht wurde und somit der falsche Geschlechtseintrag als weiblich doch richtig sei und ich mich nur nicht erinnern kann. Ein Schreiben an den Gutachter, wie er vorhat, dies festzustellen, wurde mir nicht beantwortet, ob durch einen Blick in die Kristallkugel oder gut zureden. Meine Weigerung, diese Gehirnwäsche zuzulassen, wertete das Gericht in totaler Menschenverachtung als Beweis, dass demnach Transsexualität zweifelsfrei vorliegt, stellte das Verfahren mehrmals ein und ließ mich diese Diskriminierung auch noch perverser weise jedes mal bezahlen. Wie diese Menschen über mich gelacht haben, kann man sich ja wohl bildlich vorstellen, jedoch auch, dass es sehr kranke Gemüter sind.

Weder das Standesamt, die Standesamtsaufsicht, noch ein Richter hat mich jemals angehört, jedoch wurde ich angezeigt, sprich kriminalisiert, lediglich, weil ich Kontakt aufnehmen wollte. Bei der Staatsanwaltschaft wurden dann diese Menschen von mir angezeigt, ohne Ermittlungen eingestellt, wie sollte es anders sein in Rheinland-Pfalz. Eine Staatsanwältin sagte mir persönlich am Telefon, dass es eine Frechheit von mir sei, dort anzurufen und nachzufragen, wo in meinem Schreiben eine Beleidigung sei, es wurde mir weder schriftlich noch mündlich mitgeteilt. Ein Richter wurde von mir angerufen, er verleugnete sich selbst am Telefon, behauptete, er sei gar nicht er selbst und weigerte sich, mit mir zu sprechen – danach rief ich die Vorzimmerdame nochmals an, sie bestätigte mir, dass ich mit dem richtigen Herrn telefonierte, man merkte, dass sie sich für ihn schämte, wie ich mich für die alle schämte.

Angst macht dumm und Hass macht blind, daher muss die Gesellschaft sich endlich der Angst vor uns stellen, zu tun, als gäbe es uns nicht, ist schlichtweg geisteskrank. Als Opfer der Feigheit dieser Welt, 46 Jahre ohne Menschenrechte, ohne gehört zu werden, wird mein Mitleid immer bei den eingeschlechtlichen Menschen sein, das ist Ehrensache, auch, wenn ich nie einer war und mir daher zum Glück überhaupt nicht ausmalen kann, wie fürchterlich das für Sie alle sein muss – Danke Gott!


 

Bitte auch in Österreich

Ich bin eine nichtbinäre trans Person und wünsche mir die dritte Option.
Aufgewachsen bin ich mit männlichem Körper und in männlicher Rolle. Dies entsprach allerdings nie wirklich meinem Selbstgefühl. Wie binäre trans Personen habe ich Dysphorie, also Unwohlsein, in Bezug auf gewisse Aspekte meines Körpers und auch der gesellschaftlichen Rolle. Die selbstbestimmte Hormontherapie hat es mir erlaubt, mich körperlich zuhause in mir selbst zu fühlen. Eine Operation strebe ich aber nicht an. Mein Erscheinungsbild ist derzeit sowohl gewollt als auch tatsächlich ziemlich androgyn. Dies führt hin und wieder zu gewissen Spannungen oder Verwirrungen im alltäglichen Leben, an der Uni, bei der Arbeit etc. Beginnend bei der deutschen Sprache, die ja derzeit noch grammatikalisch nur Männer und Frauen vorsieht hinsichtlich Pronomen u.a., hin zu soziologischen Aspekten wenn durch das eigene Erscheinungsbild das binäre Geschlechter-Weltbild mancher Menschen ins Wackeln kommt. Im Freundeskreis lebe ich zwar in einer glücklichen Blase, doch viele Menschen scheinen die Nichtbinarität meines Geschlechts bewusst zu ignorieren. So liegt es in der Willkür von Höhergestellten, Beamten etc., meine Geschlechtsidentität zu respektieren oder mich nach Belieben zu kategorisieren und meine tatsächliche Existenz zu verneinen. Die freiwillige (nicht als Zwangsouting!) dritte Option für den offiziellen Geschlechtseintrag ist für mich in erster Linie eine rechtliche Handhabe als Schutz vor dieser Art der Diskriminierung, aber auch eine Anerkennung der Lebensrealität von Menschen wie mir, und vielen mehr. Da leider viele Menschen Legalität auch mit Moralität verwechseln, hoffe ich, dass der offizielle gesetzliche Status der dritten Option auch den gesellschaftlichen Wandel vorantreibt.

Abschließend möchte ich darauf hinweisen, dass mir die Anliegen der Intergeschlechtlichen Community sehr wichtig sind. Ich bin zwar selbst nicht inter* sondern nichtbinär und trans, aber ich möchte unbedingt betonen wie wichtig sowohl für intergeschlechtliche als auch trans Personen die Selbstbestimmtheit in der medizinischen Versorgung ist! Wenn es dem Wunsch oder Bedürfnis der Menschen selbst entspricht, kann eine Hormontherapie oder Operation viel Leid verhindern. Ist es jedoch ein nichtkonsensueller Eingriff so kann das selbe enormes Leid verursachen. Selbstbestimmtheit ist ein Begriff, der in der Diskussion um die medizinische Versorgung ganz zentral ist.

In diesem Sinne hoffe ich, dass auch bei uns in Österreich eines Tages die Zeit reif ist für eine dritte Option, ich schaue mit hoffnungsvoller Freude über die Grenze.


 

Meine persönliche dritte Option

Ich lebe in meinem Alltag als Mann, ich gebe in allen Ankreuz-Kästchen an, männlich zu sein; auch in meinem Reisepass steht, dass ich männlich bin. Einzig im Geburtsregister und somit auch im Computer des Einwohnermeldeamtes steht, dass ich weiblich bin. Wie kommt das? Ich bin bei der Geburt als weiblich eingetragen worden und habe bisher nie einen Grund gesehen dies zu ändern. Denn, dass ich mich als männlich verstehe und mir in meinem Leben auch kein anderes Auftreten als das als Mann vorstellen könnte, ändert nichts daran, dass ich als Mädchen aufgewachsen bin. Dies unterscheidet mich von der großen Mehrheit der Männer. Und auch mein Körper tut dies – er entspricht weder den gesellschaftlichen Vorstellung eines männlichen Körpers noch den gesellschaftlichen Vorstellungen eines weiblichen Körpers.

Ein männliche Identität mit einem weiblichen Eintrag ins Geburtsregister – das war bisher meine persönliche „dritte Option“. Denn diese Option entsprach meiner Verortung: Ich bin männlich, will aber meine Transidentität und damit einhergehende Unterschiedlichkeit zu Cis*Männern nicht negieren.

Ein anderer Eintrag als „weiblich“ im Geburtsregister wäre also viel treffender. Daher wünsche ich mir eine dritte Option, die mein Alltagsleben als Mann zulässt. Denn meine gelebte Identität ist männlich und ich möchte die Wahl haben, wann ich mich als transident oute und wann nicht. Die bisher gültige Regelung, dass bei Trans*Personen der Eintrag im Reisepass und allen anderen offiziellen Dokumenten von dem Eintrag im Geburtsregister abweichen darf, sollte bei einer Einführung einer dritten Option im Personenstandsrecht bestehen bleiben.


 

Ich bin Inter und Trans

Ich selber würde mich am ehesten als Intersexuellen-Trans*Mann bezeichnen. Das heißt ich lebe in meinem Alltag zur Zeit eher als Mann . Das tue ich auch, weil es mir in dieser Gesellschaft die immer wieder nach zwei Geschlechtern trennt irgendwann zu anstrengend war – immer wieder erklären zu müssen wer ich bin und rechtfertigen zu müssen das meine Identität legitim und keine Einbildung ist.

Trotzdem sehe ich mich selber nicht nur als Mann – Leute die mich etwas besser kennen wissen das auch. Ich bin also Intersex weil mein Körper sich nicht so entwickelt hat – wie das von einem erstmal “weiblich” definierten Körper erwartet wurde. Ich bin aber auch Trans* weil ich 22 Jahre – von den meisten im Alltag als Frau wahr genommen und behandelt wurde – und sich dann durch Hormone mein Körper verändert hat und immer mehr als Männlich gesehen wird. Ich fühle mich weder vom Kopf noch vom Körper her als komplett weiblich oder komplett männlich.

Darum ist es mir wichtig – das Inter* und Trans* – die wir beide in diesem 2-Geschlechter System ausgeschlossen werden – zusammen stehen. Ich wünsche mir eine dritte Option die für alle offen ist, die sich mit Frau /Mann – nicht oder nicht ausreichend beschrieben fühlen. Ich habe mich mit dieser Klage dafür entschieden mein Inter und Trans sein in die Öffentlichkeit zu tragen. Weil es sich befreiender anfühlt als Scham und Schweigen. Weil ich glaube das Sichtbarkeit wichtig ist. Trotzdem weis ich das Offenheit nicht immer möglich, sicher oder gut ist. Es hat auf den Klageerfolg tolle Reaktionen von Solidarität aber auch Hass und Hetze gegeben. Darum finde ich es wichtig eine dritte Option zu schaffen die in keinem Fall irgendwen zwangsoutet und die Möglichkeiten schafft an manchen Stellen offen Inter*/Trans*/… zu sein und an anderen einfach Mann oder Frau.

Ich weiß das nicht immer alle davon überzeugt sind das Inter* und Trans* die selben Interessen verteten. Manche Trans* kämpfen für die Möglichkeit – möglichst früh OPs und/oder Hormonbehandlungen zu bekommen. Die meisten Inter* kämpfen gegen die frühen und ungefragten OPs und/oder Hormonbehnadlungen. Trotzdem gibt es eben auch Menschen wie mich – die Inter und Trans sind. Trotzdem gibt es auch Trans die keine OPs wollen und Inter die sich irgendwann für welche entscheiden.

Und genau das ist doch der wichtigste Punkt um den es bei all dem geht: Selbstbestimmung.
Darum sollten weder irgendwelche Mediziner*innen noch irgendwelche Psycholog*innen darüber entscheiden wer ein Recht auf eine dritte Option hat. Darum sollten wir als Inter* und Trans* zusammen für eine solche dritte Option kämpfen.