Mehr als Mann oder Frau

Bei Fragebögen scheitere ich oft schon an Frage Nummer 2.
Ich soll mich entscheiden: “Frau” oder “Mann”.
Und fühle mich mal wieder – nicht repräsentiert.
Irgendwie – übergangen.

Keine Medizin, keine Psychologie, kein Gesetz
kann mir sagen, dass es mich nicht gibt – als Hermaphrodit.
Mein Spiegel beweist doch das Gegenteil.

Weil ich mittlerweile mehr Menschen getroffen habe, denen es ähnlich geht,
die sich als Inter*, Trans* oder Queer verstehen,
habe ich mit tollen Unterstützer*Innen beschlossen aktiv zu werden.

Wir, die Kampagne für eine dritte Option wollen Raum und Sichtbarkeit schaffen,
für alle Geschlechter jenseits von Mann* oder Frau*.

Immer wieder wird behauptet es gäbe eine “Natürlichkeit” von genau 2 Geschlechtern.
Dabei wird diese erst mit Gewalt hergestellt.
Durch Zwangs-OPs an intergeschlechtlichen Kindern,
durch das Pathologisieren, also für krank erklären von Inter* und Trans*,
durch das Unsichtbar machen und Ignorieren,
von allen, die abseits von Mann und Frau existieren.

Dabei wird diese “Natürlichkeit” von 2 Geschlechtern auch von kritischen Biolog*innen widerlegt.

Menschen, die nicht als “Mann” oder “Frau” leben, sind keine neue Erscheinung. Sie gab es schon immer und wird es immer geben. Nur der Umgang damit ist unterschiedlich. Während dritte Geschlechter zu manchen Zeiten in bestimmten Regionen verehrt wurden, werden sie heute eher ausgegrenzt oder verleugnet.

Also, es reicht!
Wir als Inter*, Trans*, Queers sind nicht krank oder gestört,
wir werden höchstens gestört.
Wir haben ein Recht auf Geschlecht wie alle anderen auch.

Und genau das soll jetzt eingefordert werden.
Mit einer Klage auf eine dritte Option beim Geschlechtseintrag,
wie es in Australien, Indien, Nepal, Neuseeland und Pakistan juristisch möglich ist.

Jede*r kennt die eigene Identität besser als “Expert*innen” der Medizin und Psychologie. Deswegen darf die Option C nicht an medizinische oder psychologische Gutachten geknüpft sein. Sie darf aber auch kein Zwang werden. Der Eintrag f oder m muss allen Inter*- und Trans*-Leuten offen stehen, die sich dort einordnen.

Medizinische Unterstützung muss für alle möglich sein.
Aber eben nur auf eigene Nachfrage.

Durch eine dritte Option kann die Existenz von Hermaphroditen, Inter* und Menschen, die weder Frau* noch Mann* sind nicht länger geleugnet werden.

Die Hoffnung besteht, dass dadurch auch endlich die “Umoperationen” von Intergeschlechtlichen Kindern– ohne Zustimmung und ohne medizinische Notwendigkeit-gegen die Aktivist*innen bereits seit Jahren kämpfen, endgültig beendet werden.

Auch der Ehtikrat des Bundestages hat in seiner Stellungnahme vom Februar 2012 erkannt, dass vielen Intergeschlechtern
ihr Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit verletzt wird.
Die Medizin übergeht hier regelmäßig die Bedürfnisse der Einzelnen.
Es soll stur um jeden Preis optische “Eindeutigkeit” hergestellt werden.

Diese Menschenrechtsverletzungen sind nicht länger hinzunehmen.
Darum lasst uns das Recht auf Selbstbestimmung juristisch und gesellschaftlich erkämpfen!

Wir werden einen Prozess auf einen dritten Geschlechtseintrag anstreben und diesen mit einer politischen Kampagne begleiten.

Queere Grüße,
das Dritte-Option-Kampagnenteam